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Ho nungswache Tag 7
„Der Auftrag eines Narren.“
Diese Worte hallen in meinen Ohren während
wir uns einen Unterschlupf vor dem späten
Wintersturm suchen. Erst sieben Tage sind wir auf
der Suche und schon lastet die Aufgabe schwer auf
unseren Schultern. Wir verließen unser schützendes
Zuhause und wagten uns in die Wildnis, um die
Hilfe eines Königs zu suchen, dessen Existenz einige
immer noch für eine Legende halten. Meine treuen
Gefährten sind kräftige und hartnäckige Wesen, und
trotzdem kann ich den Schatten des Zweifels in ihren
Augen erkennen.
Wir können unsere Bedürfnisse nicht ignorieren.
Es wird Monate dauern, bis wir das durch den
Tornado verursachte Chaos beseitigt und den
Nahrungsmangel aufgrund der schweren Dürre
wieder ausgeglichen haben. Sollte der eisige Frost
dieses Winters weiter anhalten, wird uns dieses Jahr
nur wenig Zeit für den Anbau neuer Pfl anzen und
deren Ernte bleiben.
Ich muss immerzu an die Worte meines Vaters
denken: „Torrin, du warst nie dazu bestimmt, in
meine Fußstapfen zu treten und ein gemütliches
Leben als Ladenbesitzer zu führen. Du wurdest für
etwas Größeres geboren. Geh mit meinem Segen. Ich
werde jeden Tag hoffnungsvoll auf deine triumphale
Rückkehr warten.”
Ich denke, ich sollte Chibblesqueak und Rose
mit einem Lied aufmuntern. Vor allem Chibs lässt
wegen des schlechten Wetters schon seinen Schweif
hängen. ein Lied wird auch mein Herz erwärmen.
Eine Melodie, die uns ein weiteres Mal neuen Mut
fassen lässt.
Ho nungswache Tag 19
Ich wusste, dass mich mein Hasenbauchgefühl
für den Kartenverkäufer nicht getäuscht hat!
Er wollte uns unbedingt diese Karte mit einer
sogenannten Abkürzung andrehen und Chibs,
bedacht darauf endlich dem eisigen Regen zu
entkommen, bezahlte den hohen Preis mit Freuden.
Das ganze Geschäft kam mir ziemlich faul
vor, aber da Chibs ein offi zielles Mitglied der
Kartographen Gilde ist, beschloss ich widerwillig
seinem Urteil zu trauen.
Die Karte führte uns auf einen unwegsamen und
tückischen Pfad, der wegen des andauernden, eisigen
Regens dick mit feuchtem Laub bedeckt war. Die
Sonne stand schon tief am Horizont als wir endlich
aus dem Unterholz brachen, nur um sofort in eine
plötzlich vor uns auftauchende, tiefe Schlucht zu
stürzen.
Schließlich musste auch Chibs zugeben, dass die
Karte eine Finte war und warf das verfl uchte Ding in
die Schlucht.
Dann entdeckte Rose eine Brücke. Offensichtlich
war es eine sehr alte Konstruktion aus Seilen und
Brettern, und just in dem Moment als ich erklären
wollte, es sei das Risiko nicht wert, stürmte sie schon
vorwärts. Kurz darauf war sie sicher auf der anderen
Seite angekommen und verkündete, dort eine
trockene Mulde als schützenden Unterschlupf für
uns gefunden zu haben.
Ich ermutigte Chibs als Nächster über die
Brücke zu gehen. Ich wusste nur zu gut, er würde
uns niemals folgen, wenn wir ihn als Letzten gingen
ließen. Den ganzen Weg über die Brücke entlang
konnte ich seinen Schweif zittern sehen.
Dann schluckte ich meine eigene Angst hinunter
und betrat die Brücke. Ein stürmischer Wind fegte
durch die Schlucht und brachte die klapprige Brücke
zum Schaukeln. Ich legte meine Ohren an, ging mutig
weiter und versuchte mir nicht vorzustellen, wie
mein Körper auf den schroffen Felsen weit unter mir
zerschellt und leblos den Fluss entlang treibt...
Als wir schließlich sicher in der Mulde ankamen,
konnten wir nur über uns lachen, ausgerechnet
einem Wiesel als Kartenverkäufer blind unser
Vertrauen zu schenken.
AUSZÜGE DES TAGEBUCHS VON
TORRIN MÜMMELMANN
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